Kurzgeschichten

Mittwoch, 15. Februar 2006

...

Die Erde riecht nach Pilzen und feuchtem Laub.
Die Bäume, überwiegend Nadelbäume, stehen dicht und kaum ein Sonnenstrahl scheint durch sie hindurchzukommen. Am Boden wächst außer ein paar Moosen und kleinen, quitschgelben, sehr giftig aussehenden Pilzen, nichts. Braune Tannennadeln decken nahezu alles und verschlucken jeden laut. Es wirkt tot und bedrohlich, kein Vogel singt und seine Schritte federn lautlos. Ein kühler Wind kommt auf und er merkt, obgleich er nicht weiß wie spät es ist, dass der Tag sich dem Ende neigt. Er weiß nicht das Datum, nicht den Tag, auch nicht Jahr geschweigedenn seinen Namen. Er fühlt nur, dass etwas schreckliches geschehen sein muss, das spürt er ganz tief und auch die vielen roten Flecken auf seinem Shirt, seiner Hose, seinen Händen und Schuhen lassen es ihn ahnen. [von Digitale]

Langsam stolpert er durchs Unterholz, wohin sein Weg führt, weiß er nicht. Zu wissen, woher er kommt, wäre für ihn aber noch wichtiger. Dann, nach langem beschwerlichem Weg, eine Straße. Er bleibt stehen, reibt sein schmerzendes Knie. Endlich nähert er sich der Zivilisation. Doch das Gefühl der Erleichterung weicht der Furcht. Ein Auto anhalten? Menschen ansprechen? Mit blutbefleckter Kleidung sollte er das lieber unterlassen.

Da sah er auch schon zwei gelbe Scheinwerferaugen durch die anbrechende Nacht strahlen. Er duckte sich hinter einen Busch.
Er erkannte einen älteren Mann mit Hut in einem roten Kombi-Fahrzeug, der Mann saß am Steuer und blickte stur geradeaus.
Er blieb unerkannt im Dickicht hocken und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Woher kam all das Blut? Vom schmerzenden Knie? Er schob vorsichtig seine Jeans hoch, sein Knie war geschwollen und dunkel, doch offene Haut konnte er nicht erkennen. Er strich mit seinen Fingern darüber um ganz sicher zu gehen, dass er sich auch ja nicht irrte. Nein, nichts.Seine Finger blieben trocken und rauh. Das Blut stammte nicht von ihm. Es schüttelte ihn und Panik machte sich in ihm breit. Was hatte er getan?, war er vielleicht ein Verbrecher? Hatte er vielleicht jemandem gar das Leben genommen?

Montag, 13. Februar 2006

Der Zeuge

Der Himmel war wolkenverhangen und es ging ein eisiger Wind. Immerhin hatte es aufgehört zu regnen, aber ungemütlich war es immer noch. Der Blick über den Marktplatz stimmte ihn melancholisch. Ein ereignisloser Tag schien sich vor ihm aufzurollen. Er schloß den Fensterladen wieder es war ungemütlich draußen und er wollte diese kühle, feuchte Luft nicht mehr auf seiner Haut spüren. Gerade als er sich vom Fenster wegdrehen wollte, entdeckte er jedoch etwas höchst Ungewöhnliches. Ein Mann mit einer Mülltüte ging quer über den großen Platz. Das wäre an sich nichts Besonderes, doch er blickte sich häufig um, so als wolle er sicher gehen, dass ihn niemand beobachtet.Dann versteckte er die Mülltüte unter seinem grünen Kapuzenpulli.Vorn an der Ecke neben dem kleinen Fotogeschäft steht ein unbewohntes Haus, eine runtergekommene Bretterbude der sonderbare Mann stieß die baufällige Tür auf indem er sich gegen sie lehnte. Rückwärts und sich nach allen Seiten umsehend schlich er hinein. "Na also", dachte sich Brescot, "passiert heute doch noch was." In atemberaubenden Tempo hatte er sich die Jeans übergestreift und rannte die Treppen hinunter, aus der Haustür, über den Marktplatz. Mit klopfendem Herzen blieb er vor der Tür des Bretterverschlages stehen...

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