Dienstag, 7. Februar 2006

Marlene

Marlene schreckte hoch. Wie lange war sie ohnmächtig gewesen? Was war in der Zwischenzeit geschehen? Sie untersuchte ihren Körper: Bis auf ein paar Schrammen und Blutergüsse hatte sie den Unfall offenbar unbeschadet überstanden. Nun war der Moment gekommen, die Polizei zu informieren. Doch das wollte sie nicht – sie hatte allen Grund, sich von den Bullen fernzuhalten.
Sie stand auf und ging ...

...um den Wagen herum, der kopfüber auf dem Acker lag. Ihr war schwindelig von dem Restalkohol, aber sie mußte ihre Tasche noch aus dem Wagen holen und auch die Whiskyflasche verschwinden lassen. Es war schwierig, die beiden Dinge in der Dunkelheit zu finden - alles war kreuz und quer durch den Wagen gepurzelt, als sie von der Straße abkam und sich mehrfach überschlug. Sie krabbelte wieder in den Wagen, tastete sich vor. Nach einiger Zeit fand sie beides und ging langsam über den Acker nach Hause. Gücklicherweise leuchtete ihr der Mond ein wenig den Weg. Zu Hause angekommen, stellte sie die Whiskyflasche in die Bar, wusch sich leise, damit ihre Eltern sie nicht hörten, und ging zu Bett.
Eine Stunde später klingelte es an der Tür. Ihre Eltern machten schlaftrunken die Tür auf und liessen sich von den Polizisten berichten, dass der Wagen der Tochter kopfüber auf einem naheglegenen Acker von einer Steife zufällig entdeckt wurde und man sich nun fragte, wo der Fahrer (m/w) geblieben war. Die Eltern, erschrocken und nichtsahnend, weckten die Tochter, die den Polizisten noch stark nach Alkohol riechend und mit Schrammen im Gesicht gegenübertrat. Die Polizisten... (Gruß, Mauzi. 13.02.2006, 18.45)

... musterten die junge Frau und sahen dann ihre Eltern an. "Ihre Tochter hat einen Unfall verursacht und sich danach aus dem Staub gemacht", erklärte der ältere der beiden Beamten, ein rundlicher Mann mit Nickelbrille, der stets bemüht schien, seinem gutmütigen Gesicht durch eine mürrische Miene etwas Respektables zu verleihen. "Meine Tochter hat ganz sicher keinen Unfall verursacht, sie war die ganze Nacht hier zu Hause", sagte Klaus Behrendt bestimmt. Marlene starrte ihren Vater an. Das war glatt gelogen, er hatte gewusst, dass sie mit dem Wagen unterwegs ist. "Ihre Tochter sieht aber nicht so aus, als hätte sie die Nacht im Bett verbracht", hakte der Jüngere nach und deutete mit einer Kopfbewegung auf Marlenes Schrammen. "Das hat sie auch nicht", log ihr Vater weiter, "Wir haben lange gefeiert - ich bin befördert worden - und sie ist, da sie leicht angetrunken war, die Treppe herunter gefallen." Marlene konnte gar nicht fassen, was ihr Paps da für sie tat, und auch Mutti schwieg eisern, verriet mit keinem Ton, dass sie wütend mit den Worten "Ihr könnt mich alle mal!" gestern Nacht das Haus verlassen hatte. "Und wie kommt ihr Wagen dann an den Unfallort?", wollte der Polizist wissen...
Das weiß ich doch nicht, jemand wird mir wohl gestern Abend im Lokal die Schlüssel aus der Manteltasche entwendet haben. Von welchem Lokal sprechen sie? Fragte der ältere der beiden, obwohl er die Antwort schon wußte. Na,unsere Kneipe, gleich neben diesem Haus hier.Ich gehe fast jeden Abend dort nach dem Rechten sehen und hin und wieder trinke ich mit ein paar Stammgästen ein Gläschen
Und sie haben nicht gemerkt, dass ihr Autoschlüssel fehlt, als sie nach Hause gingen und hier die Wohnungstür aufschlossen fragte der jüngere Beamte mit kühlem Lächeln.- Nein, das habe ich nicht. Ich bewahre die Schlüssel separat auf, sie hängen nicht am gleichen Schlüsselbund.

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